Situationsbeschreibung


Wer erhält die neuen Räume im Jugendzentrum „Mikado“?

Wir befinden uns in der Stadt Molbeck, die im nördlichen Ruhrgebiet liegt und etwa 75.000 Einwohner zählt. Molbeck gehört zu den kleineren Städten im Ruhrgebiet und gehört zum Verwaltungsbezirk des Kreises Dorstelhausen. Das Jugendamt mit der Kennziffer 51 findet sich im Dezernat IV der Stadt Molbeck (Amt für Jugend und Familie). Die Stadt finanziert über das Jugendamt, welches eine Zweigstelle in Molbeck betreibt, eine offene Jugendtreffeinrichtung, die sich „Mikado“ nennt. Die Einrichtung liegt im Stadtteil Grauk, welcher für seine große Zahl an Personen mit Migrationshintergrund bekannt ist und sich außerdem durch eine hohe Arbeitslosenquote auszeichnet. Im Stadtteil Grauk wohnen etwa 25% der gesamten Stadtbevölkerung von Molbeck. Neben Städten wie Ezen, gehört Molbeck zu den am höchsten verschuldeten Gemeinden im ganzen Ruhrgebiet.
Die Arbeitslosenquote beträgt 11,6 %.

Da zahlreiche Bewohner im Stadtteil Grauk mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben, fehlt vielen Familien das Geld, um ihre Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen oder Ähnlichem unterzubringen. Deswegen „lungern“ viele Kinder und Jugendliche in den Straßen der Stadt herum und vertreiben sich so die freie Zeit. Das „Mikado“ dient diesen Kindern und Jugendlichen als zentrale Anlaufstelle, in der diese sich nach der Schule beschäftigen können. Auftrag an das „Mikado“ ist von Seiten der Politik, durch ihre Tätigkeit auch das „Abrutschen in die Straßenkriminalität“ zu verhindern, weswegen die Kommune ein gesteigertes Interesse an dem Erfolg der Einrichtung hat. Der gesamte Stadtteil, aber insbesondere auch das räumliche Umfeld des Jugendtreffs, zeichnet sich durch einen großen Erneuerungsbedarf aus und auch das Gebäude des „Mikado“-Jugendtreffs muss dringend saniert werden. Vor allem das marode Dach des Gebäudes muss schnellstmöglich in Stand gesetzt werden, um einen Weiterbetrieb überhaupt zu gewährleisten. Aus diesem Grund stellt die Kommune erfreulich schnell und großzügig Geld für die Sanierung des Dachstuhls bereit. Da der Platz im Gebäude begrenzt ist, kam die Leitung auf die Idee, im Zuge der Sanierung des Dachbodens, diesen gleich mit auszubauen.

Das Jugendamt, welches den Jugendtreff über Zuwendungen finanziert, hat sich vorsichtig bereit erklärt, wenn eine sinnvolle Nutzung vorgeschlagen wird, den Ausbau des Dachbodens mitzufinanzieren. Im Rahmen einer Anteilsfinanzierung soll ein Teil der Kosten vom „Mikado“ selbst übernommen werden. Das Jugendamt verlangt daher einen Kostenvoranschlag mit Begründung für die Nutzung sowie eine Auflistung der Eigenmittel, die in den Ausbau fließen können. Das Amt stellt aber maximal 95 %, und insgesamt nicht mehr als 35.000,- Euro, in Aussicht.

Das „Mikado“ verkauft T-Shirts und unterhält eine kleine Theke, an der Getränke kostengünstig an die Jugendlichen ausgegeben werden. Dabei entsteht ein kleiner Gewinn von 2500 Euro im Halbjahr, der wiederum in den Ausbau fließen könnte. Auch Spenden ortsansässiger Firmen an das „Mikado“ stehen als Eigenmittel zur Verfügung.

Im Jugendtreff finden sich Kinder und Jugendliche aus sämtlichen sozialen Schichten, wobei der überwiegende Teil der Besucher aus finanziell schlechter gestellten Familien stammt. Auch von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird das „Mikado“ viel genutzt. Vor allem die Freizeitgestaltung der Besucher steht im Fokus des „Mikados“ bzw. des Jugendamts als Kostenträger. Nachmittags richtet sich das Angebot bis ca. 15 Uhr an Kinder und Jugendliche im Alter von 6-13 Jahren. Nach 15 Uhr ist der Jugendtreff für alle Jugendlichen ab 14 Jahren geöffnet. In dieser Zeit kommen die meisten Besucher in die Einrichtung. Damit die Einrichtung der immer größeren Zahl an Besuchern, mit ihren jeweiligen Interessen, gerecht werden kann, müssten eigentlich generell neue Räume gefunden werden, weswegen der Ausbau des Dachbodens die schnellste Lösung wäre. Es gibt unter den Kindern und Jugendlichen jedoch verschiedene Interessensgruppen. Da es sich um neue Räume für die Jugendlichen handelt, können diese, im Rahmen eines pädagogisch begleiteten Partizipationsprozesses, Vorschläge für die Nutzung der neuen Räumlichkeit machen.

Eine Gruppe wünscht sich ein Fotostudio, wobei von ihr auch die Internetseite des „Mikado“ mitgestaltet wird. Eine zweite Gruppe hauptsächlich osteuropäischer Jugendlicher wünscht sich einen Kraftraum für Trainingseinheiten und eine wiederum andere Gruppe, die zudem in einer gemeinsamen Band spielt, möchte einen Musikraum für ihre Proben haben. Eine weitere Gruppe von Jugendlichen hätte gerne einen Medienraum, der zu Zwecken der Internetrecherche und Kinovorführungen genutzt werden kann, während eine fünfte Gruppe gerne einen Ruhe-/Chillraum hätte, der sich für die Begegnung der unterschiedlichen Gruppen, z.B. türkischer oder osteuropäischer Nationalitäten, eignen würde. Außerdem kann ein solcher Raum zum geselligen Beisammensein von Allen genutzt werden. Eine sechste Gruppe, die hauptsächlich aus Mädchen besteht, wünscht sich eine Küche in der gebacken und gekocht werden kann.

Im „Mikado“ arbeiten unter der Leitung von Frau Müller (46 Jahre), Sozialarbeiterin und Betriebswirtin, und ihrem Stellvertreter Herrn Post (34 Jahre), Sozialpädagoge, noch sechs weitere Fachkräfte. Gelegentlich arbeiten auch Praktikanten oder FSJ-ler in der Einrichtung.

Nachdem die Instandsetzung des Dachbodens grundsätzlich bewilligt wurde und die Interessen der Jugendgruppen gefunden wurden, soll das Team darüber entscheiden, welche Vorschläge für den Ausbau (maximal zwei) beim Jugendamt eingereicht werden sollen, damit der Dachboden künftig auch genutzt werden kann. Die Fachkräfte müssen im Team die Idee der ihnen zugeteilten Jugendgruppe vorstellen.
Unter dem Vorsitz der Leitung wird diskursiv eine Entscheidung für maximal zwei Vorschläge gesucht. Hierbei müssen sie jedoch nicht im Sinne der von ihnen vertretenden Jugendgruppe argumentieren, sondern sie sollen als Fachkräfte der Sozialen Arbeit entscheiden (Beispielhafte Frage für das Team: Was ist die sinnvollste Nutzung und woran hat das Jugendamt angesichts vieler Migranten und der Arbeitslosigkeit das meiste Interesse?). An dieser Diskussion ist die Leitung natürlich beteiligt. Die ausgewählten Vorschläge werden von der Leitung und der stellvertretenden Leitung dem Jugendamt zur Entscheidung vorgelegt. Dieses entscheidet, ob das Geld bereitgestellt wird, oder ob eine Nachbesserung verlangt wird.

Da die Mitarbeiter des Jugendamtes bereits alle Vorschläge kennen, sollen sie sich eine Argumentation überlegen, was für sie eine sinnvolle Nutzung im Rahmen der spezifischen Stadt(teil)probleme darstellt. Zum Beispiel bei Vorstellung des Vorschlags Kraftraum: Gibt es weniger Schlägereien in diesem Stadtteil, weil die Jugendlichen ihre Aggressionen anderweitig kanalisieren können?
Dies kann während der Teamsitzung geschehen, um das Planspiel zu beschleunigen und die Mitarbeiter des Jugendamtes in das Thema einzuarbeiten. Außerdem müssen sich die Mitarbeiter des Jugendamtes ebenfalls fachliche Gedanken machen, bevor sie entscheiden können.


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