Situationsbeschreibung


Vandalismus auf dem Schulhof!

Delinquente Jugendliche von Vandalismus abhalten! Eine Aufgabe für die Soziale Arbeit?

In der Stadt Molbeck leben ca. 75.000 Menschen. Es handelt sich um eine typische Ruhrgebietsstadt im Kreis Dorstelhausen mit einer hohen Arbeitslosenquote (ca. 12%), leeren Haushaltskassen und einem hohen Migrantenanteil. Im Stadtteil Grauk leben etwa 12.500 Einwohner, wovon etwa 20% Migranten sind und ca. 1.180 Menschen zwischen 10 – 18 Jahren alt.

Im Süden des Stadtteils liegt die Hans-Josef Gesamtschule. Diese wird von etwa 650 Schülern besucht und dem Kollegium gehören 40 Lehrkräfte an. Das Konzept der Schule beinhaltet Ganztagsunterricht bis 15:30 Uhr.

Seit einigen Wochen besteht folgendes Problem: Es werden lautstarke „Partys“ in den Abendstunden auf dem Schulhof gefeiert. Dies betrifft etwa zehn bis 15 Jugendliche (zum Großteil mit Migrationshintergrund) zwischen 12 und 16 Jahren. Sie konsumieren sowohl Alkohol als auch gelegentlich Cannabis, hören laut Musik, randalieren lautstark und hinterlassen Scherben, Zigaretten- und Jointstummel. Zusätzlich verwüsten sie die Schulfassade, indem sie die Wände besprühen, Mülleimer abtreten und Fensterscheiben mit Steinen einwerfen.

Die betreffenden Jugendlichen besuchen die Hans-Josef Gesamtschule, allerdings erscheinen sie dort nur unregelmäßig. Die Eltern der Jugendlichen beziehen überwiegend ALG II und interessieren sich nicht sonderlich für die Aktivitäten ihrer Kinder. Die Jugendlichen fühlen sich im Stadtteil unwohl und haben außerhalb ihrer „Clique“ kaum Kontakte zu Gleichaltrigen. Sie kennen und nutzen keine öffentlichen, altersgerechten Angebote, wissen deshalb nichts mit sich anzufangen und fühlen sich ignoriert und ausgegrenzt. Dies kompensieren sie durch ihre „Schulhofpartys“. Mit der Polizei hatten sie schon des Öfteren Kontakt, was bisher jedoch keine Konsequenzen für die Jugendlichen hatte. Auch die Streetworker der evangelischen Kirchengemeinde Grauk haben die Jugendlichen bereits aufgesucht. Die Sozialarbeiter wirkten auf sie aber nicht authentisch und so hatten die Jugendlichen kein Interesse, langfristig Angebote der Streetworker anzunehmen.

Herr Gerd Woggel, der Schulleiter der Hans-Josef Gesamtschule, ist mit der Situation überfordert. Sowohl sanktionierende Maßnahmen und vorübergehende Schulverweise, als auch abschreckende Maßnahmen, wie die Überwachung des Schulhofs in den Abendstunden, führten nicht zu einer Lösung des Problems. Eine juristische Verfolgung des Problems hält er nicht für eine langfristige Lösung, da eine reine Sanktionierung der Jugendlichen bereits keinen Erfolg zeigte. Außerdem sind die auffälligen Jugendlichen teilweise noch gar nicht strafmündig. Dennoch hält er das Einschalten der Polizei in der Zukunft für unvermeidbar, da die Kosten der Schäden für die Schule mittlerweile nicht mehr zu bezahlen sind. Trotzdem stehen sein Ruf und auch der Ruf der Schule auf dem Spiel und er möchte nicht öffentlich zugestehen müssen, dass die Schule dieses Problem ohne die Hilfe der Polizei nicht lösen kann. Nachdem er zunächst gehofft hatte, dass die Fachkräfte des Freizeittreffs Grauk sich des Problems annehmen, – dessen Leiter dies jedoch ablehnt, da die Sachbeschädigungen außerhalb der Öffnungszeiten und den Einrichtungsgrenzen stattfinden und die bekannten Verursacher auch keine Stammbesucher der Einrichtung sind-, wendet er sich an Frau Laura Schnabel (45), die Leiterin des Amts für Jugend und Familie der Stadt Molbeck.

Diese sieht Handlungsbedarf für das Jugendamt und beauftragt den Jugendpfleger Philipp Franzke sich mit den verschiedenen, potenziell beteiligten Organisationen in Kontakt zu setzen, damit ein Konzept zur Lösung des Problems erarbeitet werden kann. Dies betrifft sowohl die Offene Kinder- und Jugendeinrichtung „Freizeittreff Grauk“ in öffentlicher Trägerschaft, als auch das Streetworkerteam der evangelischen Kirchengemeinde Grauk. Auch die Polizei wird gebeten an einer Konzeptentwicklung mitzuarbeiten. Am Ende soll ein gemeinsames (oder von möglichst vielen Akteuren unterstütztes) Konzept erstellt werden. Oberste Priorität des Jugendamtes ist es, das Problem möglichst ohne weitere finanzielle Mittel zu lösen, da die öffentlichen Kassen leer sind. Außerdem besteht großes Interesse an einer möglichst kooperativen Lösung, um den Mehraufwand für die einzelnen Träger so gering wie möglich zu halten und so eine kostengünstige oder sogar kostenlose Lösung zu ermöglichen. Sollten doch weitere Mittel benötigt werden, sollen Gelder für ein Projekt beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beantragt werden.

 

Der „Freizeittreff Grauk“ befindet sich im Souterrain der Hans-Josef Gesamtschule und wird von zwei Hauptamtlichen Fachkräften mit jeweils einer Vollzeitstelle geführt. Der Freizeittreff (FZT) hat montags bis freitags in der Mittagspause der Schule und nach der Schule von 15.00 bis 21.00 geöffnet. Die Zielgruppe sind Schüler ab der fünften Klasse der Hans-Josef Gesamtschule. Die Einrichtung erfüllt die Ansprüche des Jugendamtes in dem Sinne, dass die geplanten Besucherzahlen in der Regel erfüllt und auch überschritten werden können. Darüber hinaus finden auch außerhalb der Schulzeiten und der „normalen“ Öffnungszeiten verschiedene Angebote statt, wodurch die Einrichtung und die Mitarbeiter recht ausgelastet sind.
Armin Müller (60) leitet die Einrichtung bereits seit einigen Jahren. Für ihn steht die Arbeit mit den Stammbesuchern im Vordergrund. Für Probleme außerhalb der Öffnungszeiten sieht er den FZT nicht als zuständig an.
Lea Frank (25) ist neu in dem FZT. Sie hat gerade ihren Abschluss gemacht und diese Anstellung ist ihre erste Stelle nach dem Studium. Sie ist sehr engagiert und hoch motiviert sich diesem Problem anzunehmen.

Das Büro der beiden Streetworker Bernd Rose (46) und Fiona Schiffer (28) befindet sich im 1. OG des Gemeindezentrums der evangelischen Kirchengemeinde Grauk. Herr Rose ist mittlerweile im elften Jahr als Streetworker tätig und Frau Schiffer im dritten.
Beiden ist das Problem des Vandalismus bekannt und es gibt und gab immer wieder Kontaktaufnahmen zu den Jugendlichen. Allerdings haben erste Maßnahmen (u.a. freizeitpädagogische Projekte, wie gemeinsames Kochen, Ausflüge zum Schlittschuhlaufen und in einen Freizeitpark) nur kurzweilig Abhilfe geschaffen und es fällt beiden Streetworkern schwer, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen und ihnen Wege für eine dauerhaft sinnvolle Freizeitgestaltung aufzuzeigen.

Dem Polizeipräsidenten Richard Walter (62) ist das Problem bereits vor der Anfrage des Jugendamts bekannt gewesen, da die Polizei bezüglich einiger Ruhestörungen angerufen wurde und Anzeigen gegen Unbekannt, wegen der zerstörten Fenster, aufgenommen hat. Jedoch kann Herr Walter selbst der Verfolgung der Straftaten nicht nachgehen, sowie keine Präventionsarbeit leisten, weil dafür die Kriminalpolizei zuständig ist. Daher setzt er sich mit der Kripo Dorstelhausen in Verbindung und bittet den Präventionsbeauftragten Daniel Lanari um Mithilfe bei einem Präventionsprojekt.

Der Präventionsbeauftragte Daniel Lanari (34) ist von dem Vorhaben und dem Einsatz des Polizeipräsidenten überzeugt und möchte ihm helfen gegen den Vandalismus vorzugehen, da seine Projekte schon in anderen Städten im Kreis Dorstelhausen Erfolge zeigten. Die skizzierte Problemlage ist für den Präventionsbeauftragten nichts Neues und er ist bekannt für seine Netzwerkarbeit mit anderen sozialen Trägern.

Die beschriebenen Personen haben nun die Aufgabe einen möglichst von allen akzeptierten Handlungsplan zu erstellen. Dieser sollte zudem wenig Kosten verursachen und notfalls sollen für die Finanzierung Projektgelder über den Kinder- und Jugendförderplan des LWL beantragt werden.


Weiter zu…